Geschichte der MarktkircheGeschichte

Geschichte der Marktkirche

um 850: Gründung des coenobium Astnide – ein Stift für Frauen des Hochadels – durch Bischof Altfrid.

10.-11. Jahrhundert: Dienstleute, Handwerker und Händler des Stifts siedeln sich im Norden des Stiftsbezirks an.

1054: Erste Erwähnung einer Kapelle „ad sanctam Gertrudern“ im Testament der Äbtissin Theophanu (1039-1058). Patronin der Kapelle ist die fränkische Äbtissin Gertrud von Nivelles (626-17.3.653/9). Im späten Mittelalter wird die Äbtissin vor allem gegen Ratten- und Mäuseplagen angerufen. Seit dem 14. Jahrhundert wird Gertrudiskirche „Marktkirche“ genannt.

1244: Beschluss zum Bau einer Stadtmauer: Die Siedlung Essen wandelt sich zur Bürgergemeinde mit Stadtrecht und Stadtverwaltung. Die Marktkirche wird zum Wahl- und Sitzungsort des Stadtrats, in ihr verkündet der Rat seine Verordnungen. Ein Altar (Liebfrauen) untersteht dem Patronat des Rats.

1264: Übertragung der Pfarrseelsorgerechte an St. Gertrud und an die Johannis-Kapelle vor der Münsterkirche durch die Äbtissin. St. Gertrud war für die nördliche Hälfte der Stadt Essen und die Bauern-schaften Altenessen, Karnap und Katern-berg zuständig. St. Johannis für den Stiftsbezirk und die südlich angrenzenden Bauernschaften des Stifts. Die Äbtissin wählt den Geistlichen und setzt ihn ein. 1523 geht dieses Recht an das Kanonichenkapitel (die Gemeinschaft der Stiftsgeistlichen) über. Pfarrer sind meistens Stiftskanoniker, die ihrerseits Vikare mit der Seelsorge beauftragen.

1399: Die Große Stadtwaage wird in einem Anbau an der Südseite des Turms eingerichtet. Eine Turmuhr (Glocke) zeigt den Stadtbewohner die Stunden an. Stadtwächter halten nach Feuer Ausschau.

1478: Umbau und südliche Erweiterung.

1543: Besetzung der Kirche durch die Bürgerschaft, welche ohne Erfolg die Einsetzung eines evangelischen Predigers fordert.

1559: Am 1. Weihnachtstag 1559 singen Essener Bürger in der (katholischen) Kirche deutsche Weihnachtslieder. Der Rat der Stadt Essen unterstützt die Reformation nach Kräften – zum Ärger der katholischen Fürstäbtissin. Viele Bürger bringen der Reformation große Sympathie entgegen.

1561: Der Stadtrat führt den deutschen Kirchgesang in der Marktkirche ein.

2. Mai 1563: Dank der Unterstützung des Stadtrates wird in der Marktkirche erstmals das protestantisches Abendmahl „in beiderlei Gestalt“ gefeiert, die Marktkirche wird das erste protestantische Gotteshaus im damaligen Essen. Der Rat beruft Pfarrer Heinrich Barenbroich aus Kastellaun (Pfalz-Zweibrücken) zum Prediger in der Marktkirche. Diese ist fortan die Kirche der Essener evangelisch-lutherischen Gemeinde. Barenbroich predigt anfangs nur sporadisch in Essen; erst von 1573 bis zu seinem Tode 1587 bekleidet er die erste Predigtstelle.

1564: Einrichtung einer lutherischen Lateinschule in der Kapelle des Heiliggeist-Hospitals. Die Rektoren bekleiden zugleich eine Predigerstelle an der Marktkirche. Einer der bedeutendsten Rektoren wird Johann Heinrich Zopf (1721-1776).

1614: Erste Auflage des Essendischen Gesangbuches. Zehn Auflagen erscheinen bis 1743; im Jahr 2002 wird die Faksimile-Ausgabe des Gesangbuchs durch den Evangelischen Stadtkirchenverband Essen nachgedruckt.

1623-1629: Im Dreißigjährigen Krieg werden katholische Truppen (spanische Soldaten) in Essen einquartiert, was zur zeitweiligen Vertretung der evangelischen Pfarrer führt und die evangelische Gemeinde nachhaltig schwächt.

1635: Gründung der evangelisch-reformierten Gemeinde in Essen (Sitz im Klevischen Hof).

1786: Erhöhung des südlichen Seitenschiffs, Abschlagen der Gewölbe und des Maßwerks.

1802 (1813/15): Stift und Stadt Essen gehen an Preußen über. Einführung der preußischen Kirchenordnung in Essen.

1819: Vereinigung (Union) der ev.-luth. und reformierten Gemeinden auf Betreiben König Friedrich Wilhelms III. von Preußen.

1871/72: Umfangreiche Renovierung im historischen Stil.

nach 1874: Der Sprengel der Marktkirche wird verkleinert durch Gründungen von evangelischen Gemeinden in Überruhr, Katernberg, Essen-West etc.

1930er Jahre: Stadtplaner wollen die Kirche abreißen, die Kirche will ihr Gotteshaus wegen akuter Geldnot verkaufen.

5.3.1943–45: Vollständige Zerstörung der Kirche durch alliierte Bombenangriffe.

1950-52: Wiederaufbau der zwei östlichen Joche. Einweihung am 30. Oktober 1952.

1950-52, 1993, 2004: Archäologische Ausgrabungen.

1993: Gründung des Marktkirchenbauvereins.

1994: Auslobung eines Ideenwettbewerbs zur baulichen Umgestaltung der Kirche.

1995: Das Dortmunder Architektenbüro Gerber & Partner gewinnt einen bundesweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerb zum Umbau der Marktkirche.

Januar 2005: Der erste Bauabschnitt des Umbaus beginnt. Die Kosten in Höhe von 800.000 Euro für den Einbau des gläsernenWestchores werden insbesondere durch Spenden der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung (500.000 Euro) und weiterer Unternehmen gedeckt; zusätzlich sind rund 150.000 Euro an Spendengeldern in die Entwicklungskosten geflossen. Eine Plakette, die sich an der Wand rechts neben dem blauen Westchor befindet, nennt wichtige Spender. Laut Beschluss aller am Projekt beteiligten Gremien dürfen für den Umbau keine Kirchensteuermittel in Anspruch genommen werden.

30. April 2006: Wiedereröffnung der Marktkirche nach Vollendung des ersten Bauabschnitts durch den rheinischen Präses Nikolaus Schneider.

2011/2012: Weil Feuchtigkeit in das Kircheninnere dringt, müssen alle Dachschindeln ausgetauscht, der Dachreiter saniert und die Regenwasserrohre durch neue ersetzt werden. Bei der denkmalsgerechten Sanierung werden weitere Schäden an der Dachkonstruktion entdeckt, die behoben werden. Während der Reparaturarbeiten bleibt die Marktkirche geöffnet. Am 11. Mai wird der erfolgreiche Abschluss der Sanierung mit einem Dankgottesdienst gefeiert; an diesem Tag wird auch das neue Eingangsportal der Marktkirche offiziell eingeweiht.

Historische Fotogalerie

Literatur zur Marktkirchenarbeit in Essen

 

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